Fehlsichtigkeiten

Der Begriff Fehlsichtigkeit bezeichnet eine Reihe verschiedenartiger, normabweichender oder suboptimaler Zustände des Sehsinnes. In der Augenoptik ist Ametropie die Bezeichnung für ein optisch nichtideales Auge. Im weiteren Sinne kann jede Abweichung einer individuellen Qualität des Sehsinnes vom Ideal- oder Normalwert so bezeichnet werden. Als Fehlsichtigkeit gelten manchmal auch normale Messwerte, wenn, wie im Beispiel der Ametropie, die Norm nicht dem Ideal entspricht.

Als Fehlsichtigkeiten können so im weiteren Sinne bestimmte suboptimale oder normabweichende Leistungen im Bereich der Sehschärfe, der Akkommodation, des Farbsehens, der Augenmotorik oder des Dämmerungssehens bezeichnet werden.

Im Allgemeinen ist eine Fehlsichtigkeit, soweit keine andere krankheitsbedingte Veränderung vorliegt, leicht zu korrigieren. Dies geschieht mit einer, in jedem Fall individuell angepassten, Brille oder Kontaktlinse.

Normalsichtigkeit

(lat. Emmetropie)

Ein Auge wird als normalsichtig oder emmetrop bezeichnet, wenn es ohne Akkommodationsaufwand einen optisch unendlich weit entfernten Gegenstand scharf abbildet. Dabei treffen sich parallel einfallende Lichtstrahlen genau in der Stelle des schärfsten Sehens (Sehgrube, lat. Fovea centralis).

Emmetropie liegt vor, wenn Objekte in einigen Metern Entfernung deutlich gesehen werden. Die normale Baulänge des Auges beträgt ca. 24mm, der Gesamtbrechwert beläuft sich auf etwa +60 dpt – unter diesen Voraussetzungen wird das Bild scharf auf der Netzhaut abgebildet.

Das Konzept der Emmetropie ist eine Idealisierung, die sowohl für das theoretische Verständnis als auch für die praktische Korrektur der Ametropie nützlich ist. Im Widerspruch zum Wort „Normalsichtigkeit“ liegt der Durchschnitt der menschlichen Augen im ametropen Bereich.

Kurzsichtigkeit

(lat. Myopie)

Ein Auge wird als kursichtig oder myop bezeichnet wenn es ohne Akkommodationsaufwand einen optisch unendlich weit entfernten Gegenstand unscharf abbildet. Dabei treffen sich parallel einfallende Lichtstrahlen vor der Netzhaut.

Diese Fehlsichtigkeit kann im Gegensatz, zur Hyperopie, durch Anstrengung nicht verringert werden. Die Sehstärke sinkt mit jeder Dioptrie erheblich mehr. Allerdings arbeitet das Gehirn das Bild etwas auf, bedingt auch durch den Wiedererkennungseffekt. Die Ursache der Myopie liegt entweder in einem zu langen Auge. Oder wenn die Brechkraft des Auges zu hoch für die Baulänge ist.

Myopien werden mit negativ wirkenden Korrektionen, sog. Zerstreuungslinsen, ausgeglichen. Bei der Korrektion treten eine leicht verkleinerte Abbildung und eine minimale Weitwinkelwirkung auf, woran sich das Gehirn aber nach kurzer Tragezeit anpassen kann.

Weitsichtigkeit

(lat. Hyperopie)

Ein Auge wird als weitsichtig oder hyperop bezeichnet wenn es ohne Akkommodationsaufwand einen optisch unendlich weit entfernten Gegenstand unscharf abbildet. Dabei treffen sich parallel einfallende Lichtstrahlen hinter der Netzhaut.

Durch Anstrengung (bewußt oder unbewußt) kann der Hyperope mitunter das Bild auf der Netzhaut abbilden, was aber eine ständige Anstrengung für das Auge bedeutet. Die Ursache der Hyperopie liegt entweder in einem zu kurzen Auge. Oder wenn die Brechkraft des Auges zu gering für die Baulänge ist.

Hyperopien werden mit positiv wirkenden Korrekturwerten, sog.Sammellinsen, ausgeglichen. Bei der Korrektion treten eine leicht vergrößerte Abbildung und eine minimale Gesichtsfeldeinengung auf, woran sich das Gehirn aber nach kurzer Tragezeit angepassen kann.

Stabsichtigkeit

(lat. Astigmatismus)

Der Astigmatismus wird auch Hornhautverkrümmung genannt. In der Augenoptik bezeichnet er einen besonderen Brechungsfehler des Auges.

Hierbei werden die von einem betrachteten Objekt aus­gehenden Licht­strahlen nicht in einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt, sondern in einer Brennlinie abgebildet, was zu der Bezeichnung Stab­sichtigkeit geführt hat.

Bei einem Astigmatismus hat die Hornhaut keine gleichmäßig kugelige Form, das bedeutet, dass die Radien nicht in jedem Meridian gleich sind. Besser veranschaulichen lässt sich dies so: wenn man einen Ball auf eine feste Unterlage legt und dann von oben Druck auf ihn ausübt. Jetzt unterscheidet sich der horizontale vom vertikalen Radius. Wenn diese Radiendifferenzen also am Auge vorkommen, entstehen auch zwei unterschiedliche optische Wirkungen.

Diese Hornhautverkrümmungen treten oft zusammen mit Kurz- oder Weitsichtigkeit auf. Mit Hilfe von zylindrischen (torischen) Brillengläsern oder Kontaktlinsen behebt man diese Fehlsichtigkeit. Das Bild kann am Anfang leicht verzerrt wirken, woran sich das Gehirn aber nach kurzer Tragezeit anpassen kann.

Alterssichtigkeit

(lat. Presbyopie)

Die Alterssichtigkeit wird auch Altersweitsichtigkeit genannt.  Sie ist die, mit zunehmendem Alter nachlassende, Fähigkeit der Augenlinse sich automatisch auf verschiedene Entfernungen anzupassen.

Diese Weitsichtigkeit ist jedoch keine Krankheit, sondern ein normaler altersbedingter Funktionsverlust. Spürbar wird dieser Prozess bei jedem Menschen meist mit Anfang 40 und verstärkt sich im Laufe der Jahre. Wie auch anderes menschliches Gewebe sich erneuert, tut dies auch die Augenlinse ständig. Nur kann hier das alte Gewebe nicht einfach abgestoßen werden, es kommt stattdessen zu Ablagerungen um den Linsenkern herum. Durch die Verhornung schränkt sich die Elastizität der Linse allmählich immer mehr ein.

Daraus ergibt sich, dass man, zu der Fernkorrektur die man benötigt, eine Unterstützung für die Nähe braucht. Dieser Nahzusatz, auch Addition genannt, ist die Differenz der Wirkung zwischen Ferne und Nähe. Anfänglich beträgt dieser Wert um die +0,75 dpt und kann mit fortlaufendem Alter auf +2,50 dpt bis +3,00 dpt steigen.